Pferdeosteopathie, Osteopathie für Pferde

Blog Post

Oldie but Goldie / Osteopathie für Senior-Pferd

Kerstin • 15. Januar 2019

Von Omi bis Reitpferd in 4 Monaten

Ich bin Kerstin und habe im März 2018 eine Stute von 24 Jahren übernommen.

Sie ging vorher im Springsport erfolgreich bis M**, dann in Sportrente wegen einer Hufgelenksstauchung und wurde seither nur freizeitmäßig geritten. Bevor Perle in meine Hände kam, wurde sie sehr eng mit starker Hand geritten, nicht korrekt gelöst, es wurde einfach irgendein Sattel draufgelegt und losgeheizt. Vom Reiterlichen mal abgesehen war Perle ein Pferd, das einfach nicht in Dehnungshaltung laufen konnte, selbst wenn sie wollte. Ich schaffte es nicht ihr die Muskulatur anzutrainieren, die sie so dringend brauchte. Auch hat sie vorne rechts eine Fehlstellung und wurde vorher extrem kurz ausgeschnitten, sodass an normales Laufen nicht zu denken war.

Perle bekam vorne Hufeisen von einem neuen Schmied, lief mit mir bergauf und bergab durchs Gelände, wir arbeiteten an der Longe etc und dennoch blieb ihre Muskulatur vor allem im Rücken und Rumpf schlecht und sie lief nicht gut, nicht elastisch.

Im späten Frühjahr fand ich eine Anzeige von Christina und schrieb sie direkt an. Nach ein paar Nachrichten hin und her besuchte sie uns das erste Mal und wir sprachen erst mal lange über Perle und mich. Darüber, wie sie bewegt wurde, gefüttert und gehalten, wie ihre medizinische Versorgung mit Zahnarzt und Wurmstatus war, wie ich sie gearbeitet habe, viel zu meiner Person und noch vieles mehr und dann ging es erst ans Pferd.

Ich führte Perle auf diversen Linien über den Reitplatz im Schritt, Christina schaute und notierte, schaute wieder und notierte. Dann tastete sie Perle sehr gründlich ab und fand postwendend Probleme. Die gesamte Hinterhand war blockiert, fest und rotiert, diese Baustelle zog sich bis vorne ins Zungenbein - mein Pferd war körperlich echt schlecht dran. Außerdem kontrollierte sie unseren Sattel und wie ich geahnt hatte, passte dieser nicht, er war deutlich zu lang und verhinderte, dass Perle die Rückenmuskulatur bilden konnte.

Die erste Behandlung dauerte insgesamt 3 Stunden und keine meiner (zugegeben manchmal sehr blonden) Fragen blieb unbeantwortet. Perle war anfangs sehr skeptisch und ließ sich nicht überall behandeln. Sie zeigte deutlich, wenn es ihr zu viel wurde oder auch, wenn eine andere Stelle besser war.
Zum Schluss der Behandlung war mein Mädchen so entspannt, dass sie nach herzhaftem Gähnen einschlief. Wir gingen nach Christinas Abreise noch eine halbe Stunde spazieren und schon da merkte ich einen Unterschied. Perle steht hoch im Blut und hat viel Go, was ich da aber am Strick hatte war ein Pferd mit Vorwärtsdrang das laufend abschnaubte und die Beine richtiggehend nach vorne warf. Das war etwas komplett anderes und es gefiel mir sehr gut.

Eine komplette Woche ging ich nur mit Perle spazieren, geritten wurde sie nicht, ein mal ließ ich sie locker an der Longe joggen und da zeigte sie erste Ansätze, sich dehnen zu wollen, was aber noch nicht klappte.

Vier Wochen nach der ersten Behandlung kam Christina erneut und fand ein Pferd vor das zwar verspannte Muskeln in der Hinterhand hatte, aber keine Blockaden mehr. Vom Schulterbereich nach vorne hin saßen die Blockaden noch, die hatte Perle sich ja nicht beheben lassen.
Christina fragte noch ein paar Dinge ab wie Wurmstatus, Zahnstatus und wie sich Perle in den letzten vier Wochen machte, ließ sie sich wieder vorführen, tastete sie ab und behandelte sie.
Diesmal war Perle deutlich schneller entspannt, arbeitete gut mit und so konnten auch die noch vorhandenen Blockaden gelöst werden. Wieder eine Woche spazieren stand nun auf unserem Plan. Parallel suchten wir schon einen neuen Sattel, was bei Perles Sattellage nicht einfach war.

Die dritte Behandlung fand weitere vier Wochen später statt. Perle wurde mangels Sattel nur sehr wenig geritten und sonst vom Boden aus gearbeitet, was man ihr deutlich ansah. Mit beweglichem Körper und ohne den drückenden Sattel sah das Pferd einfach nicht aus wie 24.
Das Abtasten und Vorführen ergab leichte Verspannungen und ein blockiertes Zungenbein, außerdem immer noch Probleme in der rechten Schulter. Christina legte wieder ihre Zauberhände an, Perle wurde 3 Tage spazieren geführt und was ich dann unter dem (Leih-)Sattel hatte, war einfach ein anderes Pferd. Sie streckte sich, lief vorwärts abwärts, ging ans Gebiss, trat unter ihren Schwerpunkt und hatte dermaßen viel Feuer, dass sie auch locker eine Vierjährige hätte sein können. Sie war wach und da und voller Motivation was zu tun.

Nach weiteren vier Wochen zog ein neuer Wallach bei uns ein und Perle wurde dermaßen rossig, dass sie nur noch gehockt lief und entsprechend Muskelkater hatte. Christina behandelte sie mit dem NeuroStim um tief in die Muskelschichten vorzudringen. Das half Perle auch ungemein, solange die Rosse aber bestand, lief sie seltsam.

Im November hatten wir sowohl einen neuen Sattel, als auch gemachte Zähne, keine Rosse und Reiterlebnisse, die ich am liebsten im Video festgehalten hätte. Perle läuft mittlerweile nicht nur vorwärts abwärts, sondern richtet sich auf und versammelt sich, sie nimmt das Gebiss an, sie ist locker und zeigt sogar Mitteltrab und übergreifende Übergänge ohne auf die Vorhand zu fallen, sie bietet unheimlich viel an und will mehr tun, als je zuvor . Sie ist locker, alles „schwabbelt“ und nach ausnahmslos jeder Reiteinheit ist sie einfach nur zufrieden.

Wir machen weiter Bodenarbeit, gehen spazieren, longieren, machen Stangenarbeit und und und. Und Perle? Ist einfach toll. Es geht ihr einfach gut. Lediglich die Schulter macht ihr noch Probleme, in ihrem Alter darf sie aber eine leichte Arthrose haben und ich bin mir sicher, dass Christina gerne vorbeikommt um dem Mädchen die Schulter zu richten.

Letzte Woche konnte unser Schmied die Eisen wieder abnehmen. Perles Hufstellung hat sich drastisch verbessert, nicht zuletzt wegen der grandiosen Zusammenarbeit mit Christina, die alles getan hat, meine WhatsApp-Hmmmmm-ich-weiß-nicht-Nachrichten angehört, Videos angesehen, Fragen beantwortet und auch sehr kurzfristig Termine freigeschaufelt hat. Ich bin absolut sicher, dass ich ohne Christina nicht da wäre, wo ich mit Perle nun bin. Ein zufriedenes Pferd das locker durch den Körper läuft, weiter Muskulatur aufbaut und einfach bombastisch aussieht.

Kurz gesagt: Danke, Liebes :-* Du hast gemacht, dass mein Pferd kein alter Klepper mehr ist, sondern ein sportlicher Freizeitpartner der Spaß an der Arbeit hat und du hast möglich gemacht, dass das noch eine Weile so bleibt. Mit nun fast 25 gehört das Püppchen sicher nicht zum alten Eisen. Danke dafür!

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